Projekte
Die dem Österreichischen Fonds für Versöhnung, Frieden und Zusammenarbeit (kurz auch “Versöhnungsfonds”) von Bund, Ländern, den Gemeinden und der Wirtschaft anvertrauten sechs Milliarden Schilling (436 Millionen €) wurden mit höchster Sorgfalt verwaltet und umgesetzt. Dabei galt der Grundsatz: größtmögliches Entgegenkommen gegenüber den Opfern bei geringsten Verwaltungskosten.

Der Versöhnungsfonds legte größten Wert auf ein schlichtes Auftreten. Repräsentation und Werbung wurden auf ein absolutes Minimum beschränkt. Selbst auf ein eigenes Firmenlogo wurde verzichtet. So konnte erreicht werden, dass die Zinseinnahmen aus dem vorhandenen Kapital die Verwaltungsausgaben für Personal und Ausrüstung deutlich übertrafen. Das „Unternehmen Versöhnungsfonds“ machte so - auch nach rein betriebswirtschaftlichen Kriterien beurteilt - eine gute Figur.

In den gesetzlichen Grundlagen des Versöhnungsfonds war vorgesehen, dass ein etwaiger Überschuss wieder zugunsten der Opfer des NS-Unrechtsregimes verwendet werden musste. Die effizienteste Lösung lag in der Organisation medizinisch-humanitärer Projekte für die Ärmsten unter den überlebenden Opfern, die in den Ländern Osteuropas leben. Mit für jede Person maßgeschneiderten Angeboten wie Kur- oder Sanatoriumsaufenthalten, Operationen in den lokalen Spitälern, der Anschaffung medizinischer Geräte für den Hausgebrauch oder aber auch mit einer einmaligen finanziellen Hilfe für die Abdeckung elementarer Lebensbedürfnisse, um dringend Benötigtes wie Heizmaterial oder Kleidung anschaffen zu können, konnte durch den Einsatz Österreichs den hochbetagten Opfern der Zwangsarbeit eine spürbare Erleichterung an ihrem Lebensabend zuteil werden.

LandAnzahl der erbrachten medizinischen/
humanitären Leistungen


Belarus4.287
Polen23.084
Russische Föderation11.347
Tschechische Republik12.075
Ukraine39.092
Ungarn2.510

Stand: 01.09.05


Das hohe Vertrauen in die effiziente und personenbezogene Arbeit des Versöhnungsfonds führte zur Initiierung weiterer Projekte, die über den rein gesetzlichen Auftrag des Versöhnungsfonds hinausgingen. Die „Plattform humanitäre Aktion“ sammelte insgesamt 261 Rollstühle, die bedürftigen Überlebenden des NS-Regimes in Osteuropa zur Verfügung gestellt wurden. Beim Transport aus ganz Österreich erwiesen sich die Österreichischen Bundesbahnen als besonders entgegenkommend. Engagierte Mediziner in der Österreichischen Orthopädischen Gesellschaft führten in ganz Österreich insgesamt 36 kostenlose Hüft- und Knieoperationen für ehemalige Zwangsarbeiter aus Osteuropa durch, denen so ein Leben im Rollstuhl erspart werden konnte. Die österreichische Fluglinie Austrian Airlines machte dem Versöhnungsfonds ein großzügiges Angebot, um eine komfortable An- und Abreise der Patienten sicherzustellen.

Nicht nur im Rahmen der humanitären Projekte, sondern während der gesamten Bestehenszeit des Versöhnungsfonds kam es immer wieder zu berührenden persönlichen Begegnungen mit ehemaligen Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeitern. Der Versöhnungsfonds wurde so zum Kristallisationspunkt von Erinnerung und gelebter Solidarität.
 



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